Erfahrungen mit add-e Next Sport (2024)

Nachdem ich vor 2 Jahren mit meinem Trecking-Bike und Gepäck über die Alpen gefahren bin und es mir egal vor erschöpfter Verzweiflung nach der Erzwingung des Reschenpasses egal war, ob ich noch lebend vom Fahrrad steigen werde, Hauptsache es ist vorbei mit der Plackerei, hatte ich mir vorgenommen, einen additiven Elektroantrieb nachzurüsten. Es gibt ja mittlerweile viele gute Nachrüst-Kits und ich habe ich für den add-e Next Sport mit 200Wh Akku von GP-Motion entschieden und diesen im Mai 2020 gekauft. Im Juni hatte der Kleine seinen ersten ernstzunehmenden Einsatz auf einer 600 km Tour mit täglich zwischen 100 und 115 km Strecke inkl. Gepäck und hügeliger Landschaft mit tw. starkem Gegenwind (~20% der Strecke) und auf 60% Waldböden/Feldwegen. Für mich hat er diese Feuerprobe gut überstanden und ich freue mich auf den nächsten Einsatz im gebirgigeren Terrain.

Hier meine Eindrücke vom add-e Next Sport:

Einbau

Mein Rad: Winora Orinoco Trekking Bike 2015, 28 Zoll, Schwalbe Land Cruiser Plus 622-42, Schaltwerk Deore XT T780, 30-Gang

Der Einbau geht Dank ausführlicher Beschreibung und vorhandenen Montagevideos (Hersteller HP und Youtube) sehr gut und ich habe ca. 2h benötigt. Für Geübte ist es in der Hälfte der Zeit problemlos möglich. Das Spezialwerkzeug für den Ausbau des Tretlagers ist natürlich unbedingte Voraussetzung und wird sogar direkt beim Hersteller oder Händler zu fairen Preisen angeboten. Am besten gleich mitbestellen.

Für die Montage benötigt man etwas handwerkliches Geschick, sonst kann es auch der Händler vor Ort machen (wenn man denn einen findet Erfahrungen mit add-e Next Sport (1)). Etwas Basiswissen von Geometrie und Physik ist ebenfalls hilfreich, wenn es um die Einstellung des Winkels und Drucks der Reibrolle geht. Hier gilt: soviel wie möglich und so wenig wie nötig. Das muss man nach ein paar gefahrenen Metern herausfinden. Ein Tipp: ein lautes scheuerndes Geräusch und natürlich das Auskoppeln der Reibrolle durch die Antischlupfeinrichtung sind ein Hinweis auf das Durchrutschen des Antriebs. Hier muss dann der Anpressdruck sukzessive erhöht werden. Bei korrekter Installation hört man nur ein leises Summen.


Abnutzung der Reibrolle

Laut Hersteller GP-Motion hält die Rolle 8.000-10.000 km. Ist der Belag runter, kann er dort wieder aufgetragen, also runderneuert, werden. Alle 300-400 km muss wieder der Anpressdruck verändert werden, da sich der Reibrollenbelag leicht abnutzt. Das geschieht per Inbusschlüssel in 1 min. Wer allerdings solche Wartungen nicht durchführen möchte, sollte sich lieber ein anderes System zulegen. Tipp: falls die abgenutzte Lauffläche schmal genug und einseitig ist, kann man die Reibrolle bis zu einer unbenutzten Belagstelle versetzen und somit die Reichweite verdoppeln.

Laufgeräusch

Ist sehr leise und entspricht dem eines normalen fertig integrierten Pedelecs.

Fahreigenschaften

Nahezu wie bei einem integrierten Pedelec. Die Elektronik ist sehr gut abgestimmt und ermöglicht ein nahezu perfektes Zu- und Abschalten des Antriebs. Lediglich beim Bremsen mit gleichzeitigem Herunterschalten bei einer Kettenschaltung ist es störend, da sich der Antrieb zuschaltet, obwohl man abbremst. Dem kann abgeholfen werden, wenn man den Lenkerschalter hat (s. sinnvolles Zubehör).

Unebene Strecken (Baumwurzeln, grobes Kopfsteinpflaster, steiniger Boden), feuchter Waldboden, sandiger Untergrund, steilere Steigungen, Regen und alles mit Gepäck sind für den add-e Next kein Problem. Schnee habe ich noch nicht ausprobieren können. Kurz durch den Matsch fahren klappt auch. Bei längeren Matschstrecken rutschte er dann aber doch durch. Auch wenn die Steigung zu steil mit Gepäck war und ich unter 6 km/h fiel, stieg er aus. Aber das hätte ich ohne add-e sowieso nicht schaffen können.

Auch wenn add-e nicht genutzt wird, fällt er durch das geringe Gewicht kaum auf und man fährt wie gewohnt sein Fahrrad. Vorsätzlich kann man den Akku und sogar den Antrieb zu Hause lassen und hat wieder sein normales Fahrrad. Beides zu demontieren benötigt 2 min.

Klasse ist natürlich auch die volle Unterstützung bis 45 km/h, die sich über das Mapping per Magnetdongle einstellen lassen. Wenn man also aus seinem Rad ein S-Pedelec machen möchte, kann man sein Rad mit dem add-e Sport in ein super Pendler-Bike verwandeln, dass in der Stadt meistens schneller als jedes andere Verkehrsmittel ist und überland schnell viele Kilometer bewältigt, ohne ins Schwitzen zu kommen, wenn man nicht zur Hyperhidrose neigt.

Generell gilt: als Pedelecfahrer/in kann ich entscheiden mit erheblich weniger Krafteinsatz zu fahren oder auch mit gleichem Krafteinsatz deutlich schneller zu fahren. In jedem Fall ist es spürbar knieschonender.

Reichweite

Ich fahre den add-e mit Stufe 1-Unterstützung und aktiviere die 2. Stufe nur bei stärkerer Steigung oder starkem Gegenwind. Bei meiner Tour bin ich täglich zwischen 100 und 115 km mit Gepäck und hügeliger Landschaft, tw. starkem Gegenwind (~20% der Strecke) und 60% Waldböden/Feldwege gefahren. Meine unterstütze Reichweite betrug dabei 45 – 50 km. Bei permanenter 2. Stufe und 90% Akkuladung bin ich bei dauerhafter Unterstützung bei einer Geschw. von 30-35 km/h gut 20 km weit gekommen. Mit einem 2. Akku hätte ich also zu 100% unterstützt fahren können. Bei Radreisen empfehlenswert: während einer Mittagspause den Akku aufzuladen: 1 Std. ergibt wieder ca. 12 km mehr add-e Reichweite.

Sinnvolles Zubehör

  • Bluetooth Lenkerschalter (60 EUR):
    Ein Muss: um möglichst hohe Reichweite bei Radreisen zu erhalten, sollte der add-e nur bei Bedarf zugeschaltet werden. Das muss sehr schnell erfolgen, vor allem in hügeligem/bergigem Gelände oder bei wechselnd stabilen Untergründen. Auch bei Kettenschaltungen ist es sehr sinnvoll beim Herunterschalten (in Verbindung mit Treten) während des Bremsens den add-e schnell auszuschalten, damit er nicht weiter antreibt.
  • Zweiter Akku (260 – 380 EUR):
    Ist auf Radreisen zu empfehlen, wenn man durchgehend elektrisch unterstützt fahren möchte. Reichweite knapp 100 km mit 2x 200Wh Akku bei 50W Unterstützung (1.Stufe) bei leicht hügeligem Gelände.
  • Zweiter Montagesatz (160 EUR):
    Wer einen add-e für mehrere Räder benötigt (Pendlerrad, Tourenrad, MTB etc.) kann in 5 min. Antrieb und Akku umsetzen.

Vorteile add-e Next: entspannteres fahren, höhere Tagesreichweite, knieschonend, sehr leise, sehr geringes Gewicht inkl. leichtem Ladegerät, lässt sich innerhalb von 2 min. demontieren, um das Rad wieder antriebsfrei zu machen. Fällt optisch kaum auf.

Nachteile add-e Next: der Einbau ist etwas komplizierter, um die richtige Positionierung zu finden. Alle 300-400 km muss neu justiert werden (1 min.). Keine Rekuperation (Aufladen des Akkus durch Bremsen).

Meine Empfehlungen an den Hersteller GP-Motion:

Eine abschließbare Sicherung für den Akku wäre notwendig, damit der Akku nicht jedes Mal entnommen werden muss, wenn man unterwegs das Rad abstellt.

Eine Abdeckung der Akkukontakte zur Vermeidung von Korrosion durch Nässe und Streusalz, wenn der Akku nicht eingesetzt ist. Wenn es die Form einer zweiten Ebene hätte, könnte die Halterung auch die Aufnahme einer Trinkflasche ermöglichen.

Ein Fast-Charge Ladegerät wäre noch eine feine Sache. Damit könnte man innerhalb von 70 min. den 200Wh wieder aufladen. Für eine Radreise hat man dann fast 100% Unterstützung.

Eine genaue prozentual verbleibende Akkuladung auf dem Akku statt der Angabe durch LEDs, zur genaueren Berechnung der Reichweite bei Radreisetouren. In der App könnte man auch berechnen lassen, wie viele weitere Streckenkilometer bei gleicher Nutzung eines vergangenen Zeitraums (z.B. 30 oder 60 min.) noch möglich sind. Das hilft bei längeren Touren für eine genaue Dosierung der Antriebszuschaltung.

Ein schnelles Mapping via App wäre für diejenigen sinnvoll, die vergessen, die gesetzliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf 25 km/h zu aktivieren Erfahrungen mit add-e Next Sport (2).

Erfahrungen mit add-e Next Sport (2024)
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