Mercedes Drive Pilot: So fühlt sich autonomes Fahren Level 3 an - AUTO BILD (2024)

Auf einem neuen Level: Das kann die autonome S-Klasse

Der Mercedes Drive Pilot für automatisiertes Fahren der Stufe 3 ist bestellbar. AUTO BILD hat ihn ausprobiert und die Hände vom Lenkrad genommen.

Bild: Mercedes

Mercedes Drive Pilot: So fühlt sich autonomes Fahren Level 3 an - AUTO BILD (1)

von

Hauke Schrieber

23. Mai 2022

Auto fahren im Stau, das ist ja ein bisschen wie "Tetris" spielen. Man sucht die freien Lücken, bis alle Bahnen voll sind und nichts mehr geht. "Tetris" spielen im Stau, das ist ja verboten, wenn man am Lenkrad sitzt. Ich aber mache das heute im Stau. Obwohl ich am Steuer sitze. Und obwohl mein

Mercedes EQS

mit 50 km/h im zäh fließenden Autobahnverkehr mitschwimmt.

Ich spiele "Tetris", dann schreibe ich auf meinem Handy eine Mail, und dann gucke ich einen Film auf YouTube. Alles während der Fahrt. Hab ich ein Rad ab? Nein, ich hab Drive Pilot. Was ich da tue, mag völlig irre klingen. Es ist aber legal. Willkommen auf der nächsten Stufe des selbstfahrenden Autos, genannt: Level 3.

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Einfach mal einen Film auf dem Handy gucken oder Tetris spielen – mit dem Drive Pilot für EQS und S-Klasse ist das möglich. Und legal.

Bild: Steven Haberland

Drive Pilot scannt permanent die Umgebung

Drive Pilot, so heißt

Mercedes

' System aus Hard- und Software. Die mit dieser Technik ausgerüstete Luxuslimousine hat ein gutes Dutzend Assistenten an Bord: Radarsensoren, Laser, Kamera. Ein zentimetergenaues GPS. Das Auto sieht alles um sich herum. Und im Display erscheinen andere Autos, sogar Radfahrer, Fußgänger. Ich darf hier heute ausprobieren, was seit dem 17. Mai 2022 für Käufer von

S-Klasse

und EQS zu bestellen ist: die Möglichkeit des hoch automatisierten Fahrens.

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Auto mit Augen: In der Front steckt der Lidar-Sensor, ein Laser für eine Umgebung in 3D.

Bild: Daimler AG

Was moderne Autos an Assistenzsystemen wie ACC oder Spurhalteassistent an Bord haben, ist Level 1. Was

Tesla

mit seinem Autopiloten macht, ist Level 2. Mercedes ist nun der erste Hersteller, dem Level 3 zertifiziert wurde. Ein Meilenstein des autonomen Fahrens. Denn ab hier geht die Verantwortung des Fahrens auf Auto beziehungsweise Hersteller über.

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Entspanntes Dahingleiten: Auch starker Verkehr ist kein Problem für das Mercedes-System.

Bild: Daimler AG


Ich fahre auf der Berliner Stadtautobahn. Irgendwann meldet das System: Ich bin bereit. Voraussetzungen: Autobahn, gut sichtbare Fahrbahnmarkierungen, Tempo unter 60 km/h. Ein Ton, ein Licht am Lenkrad – es kann losgehen. Ich drücke den Drive-Pilot-Knopf. Das Licht am Lenkrad und im Display wechselt auf Türkisgrün. Ab jetzt fährt das Auto mich. Ich nehme mein Handy, erst vorsichtig, bald voller Vertrauen.

Wenn das Auto sagt, dass ich wieder übernehmen soll, bleiben mir zehn Sekunden. Sonst leitet der Mercedes einen Nothalt ein. Rollt aus, schaltet den Warnblinker an, setzt einen Notruf an. Ich könnte ja bewusstlos sein. Das Auto wird mit Drive Pilot superschlau: Mehr als 400 Fahrmöglichkeiten prüft es ständig. Aber das alles funktioniert nur unter bestimmten Bedingungen: Autobahn, kein Spurwechsel, kein Regen, nicht nachts, nicht unter vier Grad Außentemperatur. Und keine Baustellen, keine Tunnel oder Unterführungen, die länger als 50 Meter sind.

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Mensch am Lenkrad: Wenn der Drive Pilot den Fahrer fordert, hat der zehn Sekunden Zeit zu reagieren.

Bild: Steven Haberland


Deutschland ist Vorreiter in Europa

Wirklich oft und lange wird der Drive Pilot deshalb anfangs nicht im Einsatz sein. Das hat mir die kurze Testfahrt schon gezeigt. Aber für die 5950 (S-Klasse) oder 8841 Euro (EQS) zusätzlich kann man es völlig legal ausprobieren. Es klingt unglaublich: In Europa ist das nur in Deutschland erlaubt (außerdem noch in den USA in Kalifornien und Arizona).

Kein Wunder, dass die Mercedes-Juristen die rechtlichen Voraussetzungen und Folgen genau prüfen. Es geht um exakte Formulierungen. Der Fahrer muss immer "übernahmebereit" und "wahrnehmungsbereit" sein. Er darf also nicht schlafen oder auf die Rückbank klettern. Er darf nicht einmal die Sitzlehne zu weit zurückfahren. Und Mercedes ist sehr vorsichtig: Die Handynutzung beim Drive-Pilot-Einsatz sei in Deutschland "nicht verboten". Der Autobauer muntert aber nicht offensiv dazu auf.

Für Systemausfälle haftet der Hersteller

Bei der Haftung ändert sich nichts, der Hersteller haftet bei Systemausfall. Der Fahrer oder Halter haftet, wenn er nicht übernahmebereit war und es zum Unfall kommt. Deshalb wird vom Fahrzeug jeder Moment gespeichert, in dem der Drive Pilot eingeschaltet und wieder deaktiviert wird. Und wie geht es weiter? Die Technik wird sicherlich günstiger werden, sodass sie irgendwann auch in kleineren Klassen bestellbar sein dürfte. Doch bis Level 5, was bedeutet, dass Autos komplett ohne Fahrer und völlig autonom auf allen Straßen unterwegs sind, wird es noch viele Jahre dauern. Manche sagen: Jahrzehnte.

Fazit

von

AUTO BILD

Zugegeben: Als ich 2016 Teslas Autopiloten testete, war's spektakulärer. Aber eher Spielkram. Der Drive Pilot von Mercedes ist dagegen ein echter Schritt in Richtung mehr Sicherheit und mehr Komfort. Doch der Weg ist noch weit.

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